Eröffnung: Sonntag, den 5. Mai 2024 / 14 – 18 Uhr
Begrüßung und Einführung 14:30 Uhr
Als Max Bill 1949 erklärte, dass es das Ziel konkreter Kunst sei, „(…) Gegenstände für den geistigen Gebrauch zu entwickeln, ähnlich wie der Mensch sich Gegenstände schafft für den materiellen Gebrauch (…)“, war es sicher die Einfachheit der Analogie, die ihn zu der Aussage bewog.
Woher hätte er auch wissen können, welch weitaus komplexeren Ansprüchen sich jemand wie der Stuttgarter Maler Armin Subke in den 2020er Jahren würde stellen müssen? Angesichts der allgemeinen Ressourcenknappheit sollte es inzwischen eine Selbstverständlichkeit sein, dass die Gegenstände für den geistigen und jene für den materiellen Gebrauch auch ohne Weiteres ein und dieselben sein können.
Subke hat sich diesem Gedanken gemäß für eine seiner jüngsten Serien dem bislang von der Kunstwelt vernachlässigten Sujet der schneidenden Werkzeuge aus Stahl gewidmet, und legt dabei überraschende formalästhetische Qualitäten dieser Ding-Gattung frei. Es ist die Klarheit der Linien der durch und durch funktionalen Gegenstände, gepaart mit den reflexiven Eigenschaften stählerner Oberflächen, die diese Bilder zuallererst auszeichnen. Wichtig für ihre Wirkung ist aber auch ihre radikale Perspektive und die isolierende Inszenierung in der die Alltagsgegenstände neon-orange akzentuiert vor dem reinen Schwarz des Hintergrunds erscheinen.
Wer noch bis in die Neunzigerjahre hinein eine Schule besucht hat, wird sich hier assoziativ in die abstrakten Welten der schematischen Darstellungen auf alten Lehrmitteln zurückversetzt fühlen. Es sind dies jedoch gleichzeitig die Stilmittel des Comics, und es waren in dessen Nachfolge auch jene von Pop-Art und Neo-Pop, Kunstrichtungen an denen sich Subke schon in der Vergangenheit immer wieder subversiv abgearbeitet hat.
Denn während ihre Protagonisten von Rosenquist bis Koons die Vergnügungslust und das Irrationale einer medial übersättigten Gesellschaft zelebrierten, ist es bei Subke ganz anders: Weder das BlingBling des Edelstahls noch der gezielte Einsatz von orangener Neonfarbe können es letztlich mit der schneidenden Klarheit und der Funktionalität von Küchenmaschine, Handreibe und Skalpel aufnehmen. Subke spielt mit einem Begriff, der in der Sozialwissenschaft groß geworden ist, der in der Kunst jedoch sein logisches Zuhause hat. Es ist das framing, das sich hier selbst infrage stellt. Die Brutalität von stählernem, schneidendem Gerät schließlich, sei es die Spritze die sich durch das Gewebe drückt, sei es das Skalpel, das seinen Schnitt vollzieht, scheint gegen jede Deutelei immun. Stahl schneidet – basta!
Julius Tambornino
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