Eröffnung: So, 09. Juni 2024, 14 – 18 Uhr
Ausstellungsdauer: 10.06. – 06.07.2024
Wer die vielschichtige Malerei von Bodo Rott aus vergangenen Ausstellungen bereits kennt, darf sich auf ein Wiedersehen freuen und muss sich gleichzeitig auf ein buntes Wunder einstellen. Mit seiner seit 2015 begonnenen und seitdem stetig wachsenden Werkserie des Hortus Convulsus nämlich, hat der Künstler seine ProtagonistInnen – Darstellungen von Kindern mit Gesichtszügen von Erwachsenen – sowohl im räumlichen wie auch im narrativen Sinn aus der Ebene befreit und in den freien Raum geschickt. Im Zentrum unserer Ausstellung steht die große, raumgreifende Installation Landschaft mit Gästen, die wir zusammen mit neuesten Arbeiten der Serie zeigen.
Steht man vor diesen kleinteiligen und inhaltlich komplexen Werken, dann wirkt es als habe Rott die Fragmente seiner Erzählungen in eine Kiste gepackt, verschlossen und vergessen, und nach einiger Zeit habe es sich bewegt und aus den sich miteinander verbindenden Einzelteilen der Rottschen Bilderwelt seien unkontrollierte Wucherungen entstanden, die sich auf ihrem Weg durch den Raum oder über die Fläche der Leinwand immer weiter verästeln.
Zwar bleiben die einzelnen Figurationen nun immer noch erkennbar als Einzelgraphik im Zweidimensionalen, doch ist hier in der gemeinsamen Genese etwas ganz Neues entstanden. Nicht nur die Komposition, sondern auch die Perspektive hat sich dabei in den Zustand scheinbar unkontrollierter Ausdehnung befreit und ist ganz und gar unberechenbar geworden. Was dort auf den ersten Blick wie abstrakt-expressionistische Variationen, der zufälligen Poesie uralter Tropfkerzengebilde gleichend anmutet, erweist sich bei näherem Hinsehen als das immer wiederkehrende Profil eines Kindes, eines Vogels oder Gebäudes, immer wieder anders gequetscht und seiner perspektivischen Verzerrung unterlegen. Die Zwischenräume füllen sich mit allerlei Stoffen, Hölzern, Schnüren – so setzt selbst die Beigabe einen Kontrapunkt: Ohne sich seines Ursprungs in der Welt der Dinge ganz zu entledigen, haben sich die Bildfragmente neu formiert und verweigern sich dabei einer neuerlichen Unterwerfung in die zweckliche Fremdbestimmung als Ornament.
Und dann ist da noch die Ebene des Ikonographischen: Der Name der Serie verweist auf das christliche Bildthema des Verschlossenen Gartens (Hortus Conclusus), der als Symbol der Mutter Gottes auf vielen Meisterwerken der Kunstgeschichte seit dem Mittelalter vom bildnerischen Hintergrund aus, die vordergründige Deutung bestimmte. Der Gedanke an die Eindeutigkeit solcher ikonographischer Codes kann uns angesichts einer sich ständig verkomplizierenden Welt nur nostalgisch zurücklassen. Man könnte vor diesem Hintergrund meinen, diese Kunst verfolgt das Anliegen, angesichts einer alles umfassenden Transformation in multipolare Grundordnungen, auch für sich die Eindimensionalität in jeder Hinsicht zu überwinden.
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