Ausstellung fällt aus und wird auf unbestimmtes Datum verschoben!
Im Spitzer
Taborstr. 10 (Innenhof links)
1020 Wien
Erinnern Sie sich noch? Im Jahr 2007 trat die amerikanische Gewerkschaft der Film- und Fernseh-Autoren in den Generalstreik und brachte damit insbesondere das tägliche Seriengeschäft in ungeahnte Verlegenheit. Schlagartig offenbarte sich eine empfindliche kreative Abhängigkeit der Filmbranche von denjenigen die im Hintergrund die „Drecksarbeit“ machen. Eine Peinlichkeit allererster Güte!
Frank Herzog und Hans Pfrommer hätten beide ganz ausgezeichnete Berater der damals Blamierten abgegeben. Zum einen hätten sie den Herren ein Liedchen davon singen können, wie praktisch es ist, wenn in einem solchen Business alles in einer Hand zusammenläuft. Zum anderen hätten sie aus eigener Erfahrung verraten können, dass, wer auf der Suche nach guten Geschichten ist, bloß einen Spaziergang durch seine Wohnung machen oder die Zeitung aufschlagen muss.
Beide Künstler verbindet in ihrem eigenen Wirken nicht nur ein jeweils einzigartiger wie tiefsinniger Humor, sondern auch ein messerscharfer Blick für die doch oft so eigentümlichen Dinge die eben nicht unbedingt immer auf der großen Bühne, sondern in unserer unmittelbaren Umgebung vor sich gehen. Wo sollte das Schicksal beide schließlich zusammenführen? Natürlich in Wien – der einzigen Stadt von Weltrang, die mit dem Schmäh eine ganz ureigene Form des humorvollen Miteinanders kultiviert. Dass dieser auch so weit in Kunst und Kultur hereinstrahlt, dass man anders als anderswo auch in diesem Bereich wenig Berührungsängste mit dem Abseitigen und Komischen hat, ist ein Segen und ein Pfand auf das wir uns gerne verlassen mögen.
Frank Herzogs skulpturales Werk ist durchzogen von Gegenständen des schlichten Alltags. Ein Stapel gefaltete Wäsche, die Tally Weijl-Einkaufstüte und immer wieder: Elektrokabel. Er pflegt in seinen Werken die unscheinbaren Dinge seit vielen Jahren und erhebt sie mit Beharrlichkeit zu Totems eines äquivalent unscheinbaren modernen Lebens. In seinem unverkennbaren, gleichermaßen groben wie detailverliebten Stil gibt er dabei eine ganz eigene Interpretation von Trompe-l’œil. Einzig: Da wo sich die altehrwürdigen Vorbilder der rätselhaften Schönheit der Wirklichkeit mit illusionistischen Tricks zu nähern sehnten, ist es bei Herzog beispielsweise die fragwürdige Schönheit eines längst überfällig ungeputzen Urinals. Seine Skulpturen in Holz spielen mit ihrer naturalistische Anmutung, doch auf den zweiten Blick suchen sie die Irritation – dann scheint es als sei ein Teil der Wirklichkeit verloren gegangen und ein spitzfindiger Künstler habe versucht die Lücken unbemerkt auszumalen. Mit seiner Bande, die wir ebenfalls in Teilen zeigen möchten, gelang ihm 2017 eine offene Erzählung über den mysteriösen und jungenspezifischen Drang zum Kriegsspiel. Er schuf hierfür insgesamt 20 Büsten von behelmten Jünglingen, in deren Gesichter er in bewusster Anlehnung an Franz Xaver Messerschmidt eine unglaubliche Tiefe legte.
Auf ganz ähnliche Weise vereint sich bei Hans Pfrommer ein einzigartiger Malstil mit einem außergewöhnlichen Gespür für Geschichten auf der manchmal dünnen Trennlinie zwischen Alltag und Wahnsinn. Als er 2003 im Rahmen eines Stipendiums nach Paris kam residierte er in der Atelierwohnung „Professor Dr. Wilhelm Hausenstein“. Im Geist des Künstlers und schließlich auch auf zahlreichen Holztafeln entstand darauf die sagenumwobene Geschichte eines Naturforschers. Hinter dieser Entstehung verbirgt sich eine Überlegung, die im Pfrommerschen Werk ein variabel wiederkehrendes Muster bildet: Eine wesentlich aufregendere Realität wäre anhand von nur wenigen narrativen Kniffen möglich – ein Umstand den die Bildzeitung im Übrigen bereits längst verstanden hat. Und so zeigt sich konsequenterweise auch seine neueste Serie als Bildübersetzung von ganz besonderen Perlen der jüngeren deutschsprachigen Schlagzeilen-Geschichte. Der berühmte Instagram-Igel der nach einer Zahn-OP verstarb oder die tragische Geschichte von Schwiegermutters Dackel, der einen Penis abbiss, erhalten in Pfrommers Malerei nun ihre verdiente Würdigung. Und wer dachte, die abgehobene Realität des Wettbewerbs „Jugend forscht“ sei alternativlos – der sollte sich anschauen kommen, wie viel bodenständiger bei gleichbleibender Sinnlosigkeit er sich unter der Leitung Hans Pfrommers gestalten würde.
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