Vernissage: Fr. 13. März 2020, 19 bis 22 Uhr
Lange Nacht der Museen: 21. März 2020, 19 bis 02 Uhr (wurde abgesagt)
Ausstellung wurde wegen Corona abgebrochen.
Fünf
Künstler-innen lassen sich auf den Schultern anderer Künstler nieder,
um mit deren Werken weiterzuarbeiten, sie neu zu interpretieren und in
einen zeitgenössischen Kontext zu stellen. Sie sitzen womöglich ab und
zu auf den gleichen Riesen, ihre Ideen sind verwandt, aber ihre
Vorgehensweisen und Interpretationen sind ganz unterschiedlich und
erlauben eine frische Betrachtung der Meisterwerke der Kunstgeschichte.
Matthias Beckmann,
Berlin, deutet in seiner fast 200 Blätter starken Zeichnungsserie „Alte
Titel – Neue Bilder“ bekannte Bildtitel um. Er verknüpft sie mit
Motiven, die er auf der Straße, in Einkaufspassagen, in Museen und auf
Baustellen gefunden hat. Unter dem souveränen Bleistiftstrich Beckmanns
entsteht eine Situationskomik, die die Kunstgeschichte humorvoll
interpretiert. Zu dieser Serie hat der Kunstverein Münsterland 2015 ein
Buch mit Abbildungen und einem Interview des Künstlers herausgegeben.
Joe Børg,
Köln, nutzt vorwiegend das barocke Chiaroscuro, um sich selbst in
historische Rollen zu begeben. Seine Technik ist dabei so zeitgenössisch
wie alchimistisch. Mit Hilfe des Computers setzt er sein Konterfei in
Gemälde älterer Meister wie Carl Bloch oder Giacomo Trécourt. Im
Anschluss werden die digitalen Collagen mittels eines speziellen
Verfahrens auf altes Holz gedruckt und so gekonnt überarbeitet, dass
sich der Betrachter vor einem alten Gemälde wähnt. Ein subtiles Spiel
mit der Manipulation der Fotografie.
Annette Philp,
München, reflektiert in ihren dokumentarischen Filmen den Blick des
Betrachters auf die Kunst und bringt historische Gemälde in die
Gegenwartsbewegung des Films. In den beiden Filmen zu Antonello da
Messinas „Verkündigung“ aus Palermo, eines der ersten in Öl gemalten
Bilder der italienischen Malerei und zu Rembrandts Selbstporträt aus dem
Kunstmuseum Wien, werden die vorüberziehenden Betrachter selbst zu
Porträtierten.
Lennart Rieder, Berlin, nutzt in seiner
Malerei bekannte Gemälde als Ausgangspunkt für seine Untersuchungen, wie
Malerei funktioniert, welche Strategien angewendet werden, um zu neuen
überzeugenden Ergebnissen zu kommen. Gerade die Blumenstilleben von
Henri Fantin-Latour haben es ihm wegen ihrer akademischen Malweise
angetan. Neu entstehende Arbeiten beziehen sich auf den japanischen
Meister Utagawa Hiroshige, von dessen Farbholzschnitten Rieder die
ablesbare Flächigkeit der einzelnen Siebe in seine Arbeit aufnimmt.
Philipp Schönborn,
München, nimmt sich fotografisch die Epoche der Moderne zum Material,
um bekannte Gemälde mit unverkennbaren Stilmerkmalen auf ihre Farben hin
zuzuspitzen. Mit einem Minimum an Komposition lässt er aufleuchten, was
die Moderne zwischen Jawlensky und Warhol an Kühnheit, Buntheit und
Farbempfinden hervorgebracht hat. Er geht den Weg der fotografischen
Abstraktion weiter. Seine 2017 begonnene Serie „Farben der Moderne“
führt seine älteren Serien zur Reflexion der Kunst radikal fort.