Alt wie der Westerwald


Denis Andernach (*1976 Neuwied)

Matthias Beckmann (*1965 Arnsberg)

Jan Brokof (*1977 Schwedt)

Andrey Klassen (*1984 Irkutsk)

Henrik Schrat (*1968 Greiz)

Ludwig Emil Grimm (*1790 Hanau † 1863 Kassel)

Otto Ubbelohde (*1867 Marburg † 1922 Goßfelden)


Eine Ausstellung von Henrik Schrat im Zusammenhang mit seiner fünfbändigen Gesamtausgabe der grimmschen Märchen beim Textem Verlag Hamburg.

Alt wie der Westerwald – Der Titel entstammt dem grimmschen Märchen „Die Wichtelmänner“, in dem eine Figur vorkommt, die so schaurig wie legendär ist – der Wechselbalg. In der Geschichte wird ein Neugeborenes von Wichteln gegen dieses störrische, gefräßige und uralte Wesen ausgetauscht. Die Rückverwandlung gelingt, indem das Wesen durch eine List zum Sprechen gebracht wird: Wasser wird in Eierschalen gekocht, und der Wechselbalg verrät in einem „Altersspruch“ sein wahres Alter,wodurch der Tausch rückgängig gemacht wird.

„nun bin ich so alt wie der Westerwald, und hab nicht gesehen daß jemand in Schalen kocht.“

Die Gleichsetzung eines Neugeborenen mit einem uralten Wesen spielt mit Ewigkeit und Neuanfang und lässt sich auch im Traum der ewigen Jugend verorten. Den Ursprung nimmt die Ausstellung in diesen grimmschen Märchen, Texten vor über 200 Jahren aufgeschrieben, die einfach und immer wiederholbar sind, nur sehr langsam altern und selbst die Frage nach dem permanenten Jungbrunnen und nach einer Neuinterpretation aufwerfen. Henrik Schrat kommt dem in seiner neuen Gesamtausgabe und seinen dazu kuratierten Ausstellungen nach, befragt die Texte nach aktueller Bedeutung und stellt sie mit reicher Bebilderung in zeitgenössischen Kontext. In dieser Ausstellung ist die Frage nach dem magischen Moment, in dem Dauer und Verwandlung zusammenfallen, entscheidend – ein Moment, an dem die Zeit still zu stehen scheint und das Neugeborene ewig jung bleibt. Die ausgewählten Kunstwerke entstammen dieser Gemengelage, es sind Orte außerhalb einer rationalen Zeit, deren mythologische Tiefe mit zeitgenössischen Versatzstücken uminterpretiert werden. Figuren werden ausgetauscht, neu geformt, geklont und in Spiritus konserviert. Es sind jene Momente, in denen Magie geschieht – oder Betrug, je nach Perspektive. Schrat lässt die Ausstellung zwischen der Schönheit des Kindlichen und dem Schrecken des tödlichen Clowns oszillieren und öffnet damit Räume für neue Assoziationen.

Aus einer anderen Zeit stammen die Originalzeichnungen von Ludwig Emil Grimm, der malende Bruder der Grimms, und Otto Ubbelohde, einer der bedeutendsten Grimm Illustratoren, die in dieser Ausstellung einen zeitgenössischen Kontext erfahren. Wir danken Herrn Ludwig Rinn ganz herzlich für die Leihgaben.

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