Die magischen Bildwelten von Andrey Klassen bestehen aus übereinandergelegten Erzählschichten, Dimensionssprüngen, fantastischen Gestalten und hybriden Figuren, die er in ein abstrakt-figuratives Liniengespinst und zerfließende Formen einbindet, und zu schwarz-weiß-grauen Palimpsesten verdichtet. Die malerisch-grafischen Arbeiten des 1984 in Sibirien geborenen Künstlers, der in Dresden studierte und heute in Hamburg lebt und arbeitet, scheinen einem Reich zwischen Licht und Schatten entsprungen zu sein; fiktive Welten und schemenhafte Figuren verzaubern und führen in andere Welten. Klassens Arbeiten spielen auf spirituelle Praktiken von indigenen Völkern, schamanistische Rituale und spiritistische Sitzungen aus dem 19. Jahrhundert an. Noch eklatanter kann der Gegensatz zu einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft kaum formuliert werden. Sukzessive erkennt man in den anachronistisch wirkenden Tuschzeichnungen, dass es diesen verloren geglaubten Rest, den wir aus unserem säkularisierten Bewusstsein verdrängt haben, vielleicht doch gibt. In Klassens Kunst entfaltet sich ein dunkler, fast undurchdringlicher Keim zu einer wundervollen Blüte; es vermischen sich wie in Charles Baudelaires Les Fleurs du Mal Romantik, Melancholie und Weltschmerz.
Angela Stief, Direktorin Albertina Modern Wien
Film Andrey Klassen STRABAG Artaward International 2024
Andrey Klassen’s magical pictorial worlds consist of superimposed narrative layers, dimensional leaps, fantastic and hybrid figures, which he incorporates into an abstract-figurative web of lines and dissolving forms, condensing them into black, white and gray palimpsests. Andrey Klassen, who was born in Siberia in 1984, studied in Dresden and now lives and works in Hamburg, creates works, that seem to have sprung from a realm between light and shadow; fictitious worlds and shadowy figures enchant and lead to other worlds. His art pieces allude to the spiritual practices of indigenous peoples, shamanistic rituals and spiritualistic sessions from the 19th century. The contrast to a modern, enlightened society could hardly be formulated more blatantly. One gradually recognizes in the anachronistic-looking ink drawings that this lost remnant, which we have suppressed from our secularized consciousness, perhaps exists after all. In Klassen’s art, a dark, almost impenetrable seed unfolds into a wonderful blossom; as in Charles Baudelaire’s Les Fleurs du Mal, romanticism, melancholy and world-weariness intermingle.
Angela Stief, Director Albertina Modern Vienna
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